Unternehmensführungen erwarten von Redakteuren immer häufiger übermenschliche Kräfte. Das biologisch gesetzte Limit des menschlichen Langzeitgedächtnisses hat der Redakteur gefälligst nicht zu kennen.
Denn ein Mensch hat durchschnittlich die Kapazität, sich ca. 50.000 Wörter zu merken. Klar, auf Grund des Bildungsgrades dürfte dieses Limit beim Redakteur natürlich höher liegen. Aber vor dem Hintergrund, dass der Redakteur auch ganz gerne ein Privatleben hat – und somit seinen Wortspeicher auch mit privatem Wortschatz belegt – stößt er mit der verbleibenden Kapazität mit großer Wahrscheinlichkeit an seine Grenzen. Denn selbst kleinere Fertigungsunternehmen kommen mit Baugruppen, den – je nach Fertigungstiefe – benötigten Einzelteilen, sowie den zu benennenden Zuständen und Prozessen, schnell auf über 100.000 erforderliche Wörter.
Und hier bedarf es regelrechten biologischen Superkräften...
Was soll er nur tun, der Redakteur in einer weniger finanzstarken Technischen Redaktion? Auf jeder Fachmesse und in jeder Konferenz wird er damit konfrontiert, dass er ohne ein adäquates Sprachprüfprogramm keine Texte mehr verfassen kann, die den heutigen Ansprüchen entsprechen.
Ja, und die Argumente für diese Programme sind absolut nicht von der Hand zu weisen. Es gibt hervorragende Sprachprüfprogramme auf dem Markt. High-Tech-Tools, die bereits mit Ansätzen Künstlicher Intelligenz arbeiten.
Wie bereits angekündigt wollen wir dem Thema David gegen Goliath nachgehen. Und hatten bereits erwähnt, dass es heute für Technische Redaktionen essenziell ist ein vollständiges Regelwerk für kontrollierte Sprache zu haben. Dieses ist Voraussetzung für alle weiteren Schritte.
Doch „Kontrollierte Sprache“ wirft man häufig so Nonchalance in den Raum. Ganz nach dem Motto:
Hab ich auf der Fachtagung gesehen und jetzt lieber Redakteur "mach mal kurz".
Für kleinere Redaktionen ist kontrollierte Sprache jedoch zu vielschichtig, als dass man sie in einem Rundumschlag umsetzen sollte bzw. kann. Denn sie bezieht sich auf mehrere Ebenen: Terminologie, Stil und Formatierung. Hier hat es sich als äußerst sinnvoll erwiesen, Schritt für Schritt vorzugehen, um dann die einzelnen Themen auch in die Praxis umzusetzen und es nicht nur bei der Theorie zu belassen.
Begibt sich der Technische Redakteur auf Fachveranstaltungen, so wird er seit Jahren damit konfrontiert, dass mit zunehmender Digitalisierung und wachsenden Verbraucheransprüchen eine sogenannte kontrollierte Sprache in Technischen Redaktionen unerlässlich ist. Denn diese hat heute durch die digitale Weiterverarbeitung der technischen Dokumentationen enorme Auswirkungen hinsichtlich Qualität und Kosten der Texte. Dieser Fakt ist nicht von der Hand zu weisen.
Natürlich ist es perfekt eine ausgefeilte kontrollierte Sprache zu haben. Aber die Realität sieht wie immer bei den meisten Unternehmen anders aus: Kommentare wie „Ich als Redakteur habe überhaupt keine Zeit irgendeine kontrollierte Sprache zu entwickeln. Geschweige denn sehe ich dies als meine Arbeit an.“ sind nicht selten zu hören.
Auf der einen Seite bis aufs Messer mit High-Tech ausgestattete Redaktionen von Großkonzernen und dem gegenüber teils noch mit "Hammer und Meißel" arbeitende Redaktionen kleiner Unternehmen. Und während sich die Großen zusätzlich den Luxus eines internen Terminologen und Übersetzungsmanagers leisten können, muss der Redakteur kleinerer Unternehmen als altbekannte eierlegende Wollmilchsau das komplette Aufgabenspektrum selbst abdecken - und soll die Daten und Prozesse am besten auch noch kurz nebenbei und ohne zusätzliches Budget optimieren.
Eine gekonnte Kombination aus Chatbot, Augmented Reality, Videoerklärungen und „traditionellen Handbüchern“ setzt neue Standards für die Arbeit der Technischen Redaktion.
Nehmen wir als Beispiel die Fahrzeugindustrie. Vorbei sind die Zeiten, in denen auf der Armatur im Fahrzeug ein Symbol aufleuchtete und das fröhliche Rätselraten begann. Gefolgt vom Herauskramen des Handbuchs und der mühsamen Suche nach Anweisungen zum Lösen des Problems. Dies wiederum gefolgt von zeitintensivem Suchen in Tabellen im Anhang des Handbuchs, welches denn nun das für das eigene Fahrzeug passende Ersatzteil ist.
Wie bequem sind da die modernen Methoden der Darbietung Technischer Dokumentation.
Die Anforderungen an Redakteure im Bereich des Maschinenbaus werden sich im Laufe der nächsten Jahre deutlich ändern. Der Wandel ist in einigen Unternehmen bereits heute zu spüren.
War es bisher von grundlegender Bedeutung, dass der Redakteur ein gutes technisches Grundwissen oder als Quereinsteiger sogar eine Ausbildung im Ingenieurswesen vorzuweisen hatte, so wird im Rahmen von Industrie 4.0 ein deutlich zu spürender Wandel im geforderten Know-how stattfinden.
In Deutschland sind viele Arbeitsplätze von der Automobilindustrie und deren Zulieferer abhängig. Und im Rückschluss somit auch viele Technische Redaktionen.
Und nun wird das Ende des Verbrennungsmotors ausgerufen.
Eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts kommt zu dem Ergebnis, dass jeder elfte Arbeitsplatz in der Automobilindustrie und sogar jeder Zweite in der Antriebstechnik wegfällt. Neu entstehende Stellen durch Techniken der E-Fahrzeuge sind hier bereits herausgerechnet.
Berichtet wird allerorts über die diesbezüglich massiv bedrohte Spezies der Ingenieure und Mechaniker. Das graue Mäuschen Redakteur wird hier mal wieder geflissentlich übersehen. Dabei kann die Disruption der Branche auch ihn mit voller Wucht treffen.
Alle schauen ehrwürdig Richtung Silicon Valley. Der eine mit unbändiger Neugier, der andere mit ängstlichem Blick. Bei allen Unkenrufen, dass Stellen im Rahmen der Digitalisierung und Automatisierung wegrationalisiert werden, wie sieht es denn mit dem Beruf des Technischen Redakteurs im gepriesenen Silicon Valley aus?
Zuerst einmal die gute Nachricht: Die Digitalisierung rationalisiert auch im Silicon Valley den Redakteur noch nicht komplett weg. So sucht Google allein am heutigen Tag 19 Technische Redakteure.
Schwenken wir den Blick zurück nach Deutschland und betrachten hier den Arbeitsmarkt:
Ja, der Test im Blog vergangener Woche mag äußerst banal erscheinen und keine große Herausforderung sein. Dies spiegelt sich auch in den Kommentaren der einzelnen Plattformen wider, wie beispielsweise dem oben zitierten.
Die Ergebnisse der Teilnehmer zeigen jedoch: So banal ist es dann eben doch nicht. Von den bisherigen 22 Teilnehmern hat gerade mal 1 das richtige Ergebnis gewählt.
Und dies ist völlig nachvollziehbar, denn unser aller mentales Lexikon spielt uns hier unweigerlich in die Karten.
Und dies vor dem Hintergrund, dass man im Rahmen des Tests konzentriert auf diese "kleinen" Schreibvarianten der Terminologie geachtet hat. Wie schnell mögen einem da beim alltäglichen Verfassen von Texten, wo Zeitdruck, Recherche, Layout und alles andere im Vordergrund steht, diese Fehler völlig unbeachtet durchgehen.
Fakt ist, dass Redakteure, die solche Fehler begehen oder schlimmer noch nicht verstehen, so weit weg vom technischen Redakteur sind, wie die katholische Kirche von einem weiblichen Oberhaupt.
Dies ist ein (XING)-Kommentar zu unserem letzten Blog. Ein Kommentar, der umfangreiche Zustimmung erhielt.
Zu wissen, dass inkonsistente Terminologie nicht sein darf, ist banal und sollte zu Recht jedem Redakteur bekannt sein. Ebenso die massiven finanziellen und qualitativen Folgen im Zuge der digitalen Weiterverarbeitung der Texte.
Aber Hand aufs Herz, wissen Sie Ad-hoc wirklich, wie viele offiziell gültige Regeln für die Schreibweise von Terminologie existieren?
Es sind die kleinen unscheinbaren Qualitätskiller, welche die wochenlange Arbeit des Redakteurs häufig mit einem Schlag zunichtemachen. Mühevoll verfasst der Redakteur die Texte und bringt sie in ein passendes Layout. Und trotzdem verfehlen Texte häufig ihr Ziel der Informationsvermittlung.
Fortbildungen finden immer häufiger privat finanziert nach Feierabend statt. Mitarbeiter organisieren ihre Weiterbildung in Eigeninitiative, opfern ihre Freizeit und bilden sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit abends und am Wochenende fort. Und: Der Großteil trägt die Kosten selbst.
Diesen Trend zeigt auch die aktuelle Studie des Personaldienstleisters Hays, die das Thema Weiterbildung bei Wissensarbeitern untersuchte:
Vergleicht man die Stellenanzeigen aus dem letzten Jahr mit den Aktuellen, so ist die geforderte Kenntnis hinsichtlich der Lieferantendokumentation deutlich angestiegen. Dies erfordert vom Redakteur ein geballtes Know-how.
Gleichzeitig treffen wir vermehrt auf Unternehmen, die dieses Thema sträflich vernachlässigen und die Lieferantendokumentation bedenkenlos im Original dem „risikobehafteten“ Produkt beifügen. Fehler in der Umsetzung können hier sehr schnell zu Haftungsrisiken führen.
Aktuelle Stellenanzeigen zeigen: eine Karriere als Technischer Redakteur ist ohne einschlägige Software-Kenntnisse kaum noch vorstellbar. Die Zeiten, in denen der Bewerber mit guten Kenntnissen in Microsoft Word, PowerPoint und Excel noch punkten konnte sind vorbei. Potentielle Redakteure, die über simple EDV-Kenntnisse nicht hinauskommen haben kaum noch Chancen.
80% der Technischen Redakteure sind Quereinsteiger. Diese Zahl macht besonders deutlich, dass der Anteil von Quereinsteigern in der Technischen Redaktion überdurchschnittlich hoch ist. Dies ist unter anderem dadurch zu erklären, dass die Redakteure das technische Fachwissen und den Fachjargon von Entwicklern und Ingenieuren verstehen müssen. Daher kommen Quereinsteiger meisten aus den Ingenieurwissenschaften oder haben eine sonstige technische Berufsausbildung.
Unsere Aufmerksamkeit ist limitiert. Daher versucht unser Gehirn die Massen an Informationen, die tagtäglich auf uns einprasseln, durch die so genannte „selektive Aufmerksamkeit“ zu filtern. Dies erfolgt durch die Konzentration auf einen Reiz, der von unserem Gehirn als relevant eingestuft wird, während alle übrigen irrelevanten Störreize ausgeblendet werden.
Erkenntnisse aus der Psychologie zeigen, dass selbst die Tatsache, ob wir ein warmes oder kaltes Getränk in der Hand haben, darüber entscheidet, wie wir unser Gegenüber beurteilen. Begegnen Sie beispielsweise Ihrem Kollegen in der Kantine, so werden Sie ihn deutlich positiver beurteilen, wenn Sie zuvor eine heiße Tasse Kaffee in der Hand hatten.
Wird Ihnen bei Gehaltsverhandlungen ein weicher Stuhl angeboten, so wird Ihre Kompromissbereitschaft in der darauf folgenden Verhandlung sehr wahrscheinlich deutlich höher sein.
Im mentalen Lexikon – einem Teil unseres Langzeitgedächtnisses – ist der gesamte Wortschatz eines Menschen gespeichert. Jeder Erwachsene verfügt über einen Wortschatz von durchschnittlich 50.000 aktiv verwendeter Wörter. Die folgenden Texte zeigen die unglaubliche Leistung, die unser Gehirn in diesem Zusammenhang vollbringt. Zugleich verdeutlichen sie jedoch, vor welche Herausforderung das mentale Lexikon den Redakteur stellt.
Betrachtet man die Unternehmenskommunikation, so sind Marketing und Technische Dokumentation die zentralen Säulen. Beide Abteilungen kommunizieren mit dem Kunden jedoch aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln.
Beide Abteilungen schreckt die redaktionelle Art des jeweils andern ab. Mit dem Fazit, dass die Erstellung der Kundenkommunikation in verschiedenen, völlig isolierten Abteilungen und zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten in der Kundenbeziehung stattfindet.
Acht von zehn Anglizismen sind überflüssig, so der Verein Deutscher Sprache und kürte den Duden bereits zum "Sprachpanscher des Jahres". Als Begründung führte er "sprachliches Imponiergehabe" und "lächerlichen Angeber-Anglizismus" an und verurteilt die Aufnahme zu vieler Anglizismen in das deutsche Regelwerk. Und sowohl DIN-Normen als auch die tekom legen es dem Redakteur nahe, deutsche Terme vorzuziehen und Anglizismen zu vermeiden.
Im produzierenden Gewerbe ändert sich das Arbeitsfeld der sogenannten geringqualifizierten Arbeitskräfte grundlegend. Mussten diese früher noch einfache manuelle Tätigkeiten durchführen, so steuern auch sie heute immer häufiger Maschinen und Technologien.
Hierdurch steigen die Anforderungen an die geringfügig Qualifizierten permanent an, gleichzeitig reduziert sich der Prozentsatz funktionaler Analphabeten jedoch nicht.
Deutschland rühmt sich seines Bildungssystems, doch nahezu jeder zehnte Deutsche hat nach Hochrechnungen Schwierigkeiten damit, eine Bedienungsanleitung zu lesen.
Das folgende Bild basiert auf einer Studie der Universität Hamburg und lässt Einen fassungslos zurück. Es zeigt auf bestechende Art, dass es für viele Deutsche fernab jeglicher Möglichkeit liegt, eine komplexe Bedienungsanleitung zu lesen:
Wenn ich sie dann lese, dann geht es bis zur Aggression.
So die Aussage einer genervten Testperson. Eine andere Testgruppe legt eine missverständliche Anleitung verzweifelt beiseite und versucht es lieber ohne. Diesen Aussagen wird jedoch auch eine gut bewertete Anleitung gegenübergestellt.
Die Sendung „mex“ verteilt Lob und Tadel und arbeitet heraus, was den Leser am „Schreibstil“ nervt.
3 von 4 Bedienungsanleitungen fallen beim Test durch:
Das Produktsicherheitsgesetz sowie die EU-Gesetzgebung regeln die Grundlagen für Rückrufaktionen.
Kein Produkt darf „bei beistimmungsgemäßer oder vorhersehbarer Verwendung die Sicherheit und Gesundheit von Personen“ gefährden.
So steht es im Produktsicherheitsgesetz ohne jede Einschränkung. Zahlreiche Normen, andere technische Spezifikationen, Verordnungen, Richtlinien und Gesetze regeln die Details.
Fehlerhafte Produkte sind schlecht fürs Image und verursachen immense Kosten. Der Imageschaden, der durch Produktrückrufe entstehen kann, ist häufig wesentlich schmerzhafter für das Unternehmen als der materielle Schaden.
Schmerzhaft hätte es auch für die Benutzer eines Faschingsartikels werden können.
Früher musste der vor Wut schnaubende Leser einer nicht wirklich gelungenen Bedienungsanleitung seinen Unmut mittels eines Anrufes oder einer E-Mail beim Kundenservice des jeweiligen Unternehmens kund tun.
Bis er die Kontaktdaten herausgekramt hatte, verging Zeit, in der sein Unmut häufig verebbte. Kam eine Beschwerde durch, konnte das jeweilige Unternehmen sich mit diesem Kunden unterhalten, ohne dass es gleich eine große Gruppe an potenziellen Kunden mitbekam. Niemand außer den Beteiligten erfuhr vom Disput und die Sache war meist in kurzer Zeit erledigt.
Heute teilt dieser schnaubende Leser im Wutrausch innerhalb weniger Minuten seinen Unmut im Netz einem breiten Publikum mit.
Fixieren Sie einen beliebigen Gegenstand im Raum, zum Beispiel die Kaffeemaschine. Stellen Sie diesen Gegenstand scharf und versuchen Sie dann, Ihr gesamtes Blickfeld wahrzunehmen, ohne den Blick von der Kaffeemaschine abzuwenden.
Sie werden feststellen:
Sie sehen die Kaffeemaschine scharf, doch mit zunehmendem Abstand zur Kaffeemaschine nimmt ihre Sehschärfe rapide ab.
Schwedische Kinder gehören zu den besten Lesern weltweit.
Das liegt in erster Linie daran, dass im schwedischen Fernsehen meist im Original mit Untertitel gesendet wird. Wer Untertitel Wort für Wort liest kommt nicht weit. Somit sind die Kinder dazu gezwungen möglichst schnell das Wesentliche eines Satzes zu erfassen. Durch die Untertitel werden Sie darauf trainiert, statt einzelner Buchstaben ganze Wortgruppen zu erfassen. Dies ist möglich, da das Auge Sinngruppen wie beispielsweise „ein großes rotes Auto“ mit einem Blick aufnehmen kann.
Donald Trump spricht und schreibt wie ein Viertklässler. Sein neuer Term „covefe“ hat bereits Kultstatus erreicht. Psychologen rätseln weltweit über seine Sprache und spekulieren: Ist der Präsident vom geistigen Verfall bedroht?
Ganz unabhängig davon wie man ihn inhaltlich bewertet. Trumps Schlagwort-Rhetorik, sein herausgeschleudertes Stakkato, sein Gebrauch einfacher Terminologie kann laut Psychologen auch ganz andere Gründe haben. Einfache Sprache als Strategie.
Ja, man kann die Qualität von Texten objektiv messen. Testen Sie Ihren Text mit dem kostenlosen Online-Tool!
Text ist nicht gleich Text und nicht jeder Text wird gern gelesen. Denn was man als Redakteur selbst vielleicht als verständlich geschrieben ansieht, muss noch lange nicht für andere gut lesbar sein.
Wer oder was entscheidet eigentlich, ob ein Text gut lesbar ist oder nicht? Wie kann man das Niveau eines Textes bestimmen? Gibt es überhaupt ein festgelegtes und objektiv messbares Niveau für technische Texte?
Leser von Handbüchern stehen meist unter Zeitdruck und überfliegen (digital) publizierte Texte mit einer Geschwindigkeit von 700 bis 1500 Wörtern pro Minute. Dabei bewegen sich ihre Augen mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit über die Seite.
Aber wie kann man überhaupt so schnell lesen? Fast gar nicht!
Der Einführungstext, Zwischenüberschriften und einzelne Worte werden wahrgenommen. Laut einer Studie des Allensbach Instituts lesen 79% der Leser eines (digitalen) Textes nach diesem Muster.
Der Sommerurlaub ist vorbei und damit die Zeit des Schmökerns. Vertieft in ein Buch, am Meer in der Hängematte liegend und Zeile für Zeile die Lektüre inhalieren. Zurück am Arbeitsplatz wechseln wir abrupt unser Leseverhalten. Wir sitzen vor dem Bildschirm oder haben ein Tablet in der Hand und wollen möglichst schnell alle relevanten Informationen finden.
Diese Kontroverse zeigt uns auf, dass wir als Redakteure, unseren Leser zuallererst verstehen müssen, bevor wir für ihn schreiben. Wo und wie liest er unsere Texte? Welche Informationen benötigt er? Sucht er nur nach einem bestimmten Stichwort oder möchte er vollständig informiert sein?
Grundvoraussetzung für die Beantwortung dieser Fragen ist das Verständnis darüber, wie das Lesen von Text im Gehirn verarbeitet wird.
Wie im letzten Blog erläutert, spielt Terminologie bei der Recherchetätigkeit des Technischen Redakteurs eine zentrale Rolle. Der Recherche folgend, ist es für den Technischen Redakteur wichtig eine effiziente Informationsverwaltung zu etablieren.
Die Hauptaufgabe eines Info-Brokers besteht darin, den Informationsbedarf eines Kunden zu untersuchen, die erforderlichen Daten schnellstmöglich zu recherchieren, zu selektieren und kundengerecht aufzuarbeiten.
Diese Tätigkeiten spielen im Beruf des Technischen Redakteurs ebenfalls eine zentrale Rolle.
Daten gelten als Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Damit Daten in Unternehmen gewinnbringend eingesetzt werden können, müssen diese qualitativ hochwertig sein. Eine zentrale Rolle bei der Erarbeitung und Pflege der Datenqualität in Unternehmen spielt der Technische Redakteur.
Der Forschungsbericht „Digitale Arbeitswelt“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales spricht bereits von der „Symbiose mit den Schreibrobotern“. Sind die Schreibroboter nun eine Bedrohung oder eine Chance für den Technischen Redakteur?
Laut der Oxford-Studie "The Future of Employment" kann fast die Hälfte aller aktuellen Arbeitsplätze in den kommenden Jahren automatisiert werden. Dies betrifft auch den Technischen Redakteur.
In den letzten Wochen haben wir uns damit befasst, wie man Fachwörter und andere Termini aus vorhandenen Quellen im Unternehmen extrahieren kann.
Was man jetzt jedoch hat ist eine lange (oder nicht so lange) Liste an Wörtern die weiterverarbeitet werden muss, kann oder sollte. Klingt ominös? Ist es aber eigentlich gar nicht.
Es gibt noch eine Hürde zu überwinden, um die Spreu vom Weizen zu trennen:
Im letzten Blog haben wir uns mit der Termextraktion nach der Anzahl der Sprachen befasst. Ein- oder zweisprachige Extraktion ist dabei immer noch die am häufigsten genutzte Methode, allein schon wegen der Datengrundlage.
Das ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit wie Verfahren zur Termextraktion kategorisiert werden können.
Bevor wir also an den Vergleich dreier Extraktionsmethoden herangehen, müssen wir uns noch die andere Möglichkeit anschauen - die Kategorisierung nach Art der Arbeitsweise:
Nachdem wir im letzten Beitrag die Wichtigkeit der Terminologie an sich angesprochen haben, gilt es heute die Frage zu klären, wie man an diesen zentralen Informationsträger Terminologie überhaupt herankommt.
Was also ist eine Terminologie-Extraktion überhaupt?
Unter der Terminologie-Extraktion versteht man theoretisch den Prozess terminologische Daten (Wörter, Fachwörter, Mehrwortbenennungen, usw.) aus einem Text zu extrahieren.
„Ich habe meine Fachwörter doch im Kopf, warum soll ich mir dann noch den Aufwand machen sie aus meinen Texten zu extrahieren?“ Das ist eine Aussage die wir bei unserer Arbeit oft zu hören bekommen.
Warum sollte man Terminologie – oft auch als Fachwortschatz bezeichnet – überhaupt extrahieren und was ist der Mehrwert einer Extraktion von Termen?